Haben Sie sich erholt von der
grossen Meisterfeier?
Cyndy Kenyon: Ja, ja, kein
Problem. Diese Party war megacool. Zuerst die
Pokalübergabe im Schoren mit all den Fans, dann das
Essen mit der Mannschaft in Thunstetten. Ein toller
Abend!
Erstmals seit 14 Jahren ist der
DHC Langenthal wieder Schweizer Meister im
Eishockey. Hand aufs Herz: Haben Sie einen solchen
Erfolg für möglich gehalten?
Letzte Saison hätte ich diese
Frage ganz klar mit nein beantwortet. Da lief es uns
ganz schlecht, wir erreichten ja nicht mal die
Playoffs. Seither haben wir als Mannschaft ständig
Fortschritte gemacht. Jede Spielerin ist bei uns
wichtig. Wir sind nicht so stark von den Leistungen
einzelner Ausländerinnen abhängig, wie
beispielsweise unser Finalgegner Lugano.
Sie gelten beim DHC Langenthal als
Führungsspielerin und betreiben den Sport
professionell. Warum gerade in der Schweiz?
An der Universität Wisconsin hatte
ich früher beste Trainingsbedingungen. Nach dem
Studium gibt es für eine Hockeyspielerin in Amerika
aber nur wenige Möglichkeiten, bei einer
professionellen Mannschaft spielen zu können. Hinzu
kommt, dass ich etwas Neues machen wollte. Viel
reisen, mein Deutsch verbessern – einfach eine gute
Zeit erleben. Die Schweiz ist zwar klein, aber sie
bietet einiges.
Reich dürften Sie in Langenthal
aber nicht werden?
Wegen des Geldes spiele ich auch
nicht hier. Zum Leben reicht mein Einkommen aber
schon. Unsere Löhne sind halt nicht vergleichbar mit
jenen der Männer. Bei denen ist auch das Sponsoren-
und Zuschauerinteresse wesentlich höher.
Wird es Ihnen nie langweilig als
Hockeyprofi im beschaulichen Oberaargau?
Es gibt schon Tage, an denen wenig
läuft. Dann leihe ich mir einen Film aus oder gehe
mit Freundinnen in den Ausgang. Meistens weiss ich
mich aber schon zu beschäftigen. Neben dem Hockey
gehe ich regelmässig joggen, mache Fitness und
helfe, den SCL-Nachwuchs zu trainieren.
Sie blieben den ganzen Winter im
Oberaargau. Hat Sie nie das Heimweh gepackt?
Weihnachten weit weg von zu Hause:
Das war nicht einfach. Zum Glück konnte ich mit den
SCL-Ausländern Steve Larouche, Derek Plante und
deren Familien feiern. Ansonsten chatte ich täglich
übers Internet mit Freunden und Familie. Das klappt
ganz gut und ist nicht allzu teuer.
Während der Saison wohnen Sie in
Bützberg mit Ihren Teamkolleginnen Lindsey Caleo,
Daena Wiegand und Angela Frautschi zusammen. Macht
dieses WG-Leben Spass?
Ja. Wir funktionieren wie eine
Familie. Lindsey wäscht, ich putze, und die anderen
helfen sonst irgendwie. Es wäre schön, wenn wir auch
nächste Saison zusammen wohnen und Hockey spielen
könnten.
Dann kehren Sie definitiv im
Herbst zurück?
Mal schauen. Ich würde gerne eine
weitere Saison beim DHC Langenthal anhängen. Es wäre
dann wohl meine letzte, bevor ich mich definitiv auf
meinen Job als Lehrerin konzentriere. Ziemlich cool
und spannend fänd ich es, mit dem DHC im Europacup
spielen zu können. Dafür haben wir uns als Meister
ja bereits qualifiziert.
Diese Woche fliegen Sie wieder
zurück in Ihre Heimat. Wissen Sie bereits, was Sie
im Sommer tun?
Drei
Monate werde ich ganz bestimmt unterrichten.
Irgendwann möchte ich auch noch mein Master-Diplom
nachholen. Vielleicht könnte ich damit sogar an
einer internationalen Schule in der Schweiz
arbeiten. Mal schauen, wo ich am Ende lande. Schön
ist, dass ich mich jetzt an zwei Orten zu Hause
fühle. Ich finde, das ist sehr komfortabel (lacht).
Stefan
Schneider
Cyndy Kenyon (24) spielt seit
der Saison 2006/2007 beim DHC Langenthal. Ihr
grösster Erfolg in der Schweiz: der
Playoff-Finalsieg gegen Lugano vor wenigen Tagen.
Ihre Wurzeln hat die US-Amerikanerin im Bundesstaat
Wisconsin, wo sie an der Universität eine Ausbildung
zur Lehrerin absolvierte.
•www.dhclangenthal.ch
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