Deutsche Frauennationalmannschaft scheitert erneut an der Sl
Es hat wieder nicht sollen sein. Vier Siege in fünf WM-Spielen reichten nicht, um in die Welt-A-Gruppe zurück zukehren. Und wie bei der Olympiaqualifikation in Bad Tölz im November scheiterte man an der vor zwei Jahren noch drittklassigen Slowakei. Zwar verloren auch die Slowakinnen im Turnierverlauf ein Spiel. Das 1:5 gegen Nachbar Tschechien war allerdings nur schlecht fürs Image. Durch den 2:1-Erfolg gegen die deutsche Mannschaft und der Regel, dass bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zählt, hatten die Slowakinnen am Ende die Nase vor der deutschen Mannschaft.
"Letztlich ist unser Traum nicht in Erfüllung gegangen", zieht die deutsche Kapitänin Maritta Becker deshalb ein trauriges Turnierfazit.
Dabei kam die deutsche Mannschaft nach eher holprigem Beginn in den beiden ersten Spielen immer besser in Schwung. Der 5:3-Auftakterfolg gegen den späteren Absteiger Frankreich wurde durch ein Empty-Net-Goal gesichert. Maritta traf zwei Mal selbst und legte zwei Mal für Michaela Lanzl auf.
In Spiel zwei besiegte das DEB-Team nach 4:1-Führung die am Ende überraschend auf Platz drei endenden Norwegerinnen mit 4:3. "Hier haben wir uns schon durch unnötige Strafzeiten fast selbst geschlagen" spricht Becker eines der Probleme an.
In Spiel drei ging es gegen das junge tschechische Team, das fast zur Hälfte aus U-18-Nationalspielerinnen bestand und sich am Tag zuvor noch gegen die Slowakinnen beim 5:1 in einen Rausch spielte. Wieder schien die deutsche Mannschaft einem ungefährdeten Sieg entgegen zu spielen. Und wieder brachte sie sich mit Strafzeiten fast um den verdienten Erfolg, den Christina Fellner mit einem Empty-Net-Goal zum 4:2 dann sicherte.
Vor dem Topspiel gegen die Slowakinnen war die Stimmung gut, die in Bad Tölz schier unbezwingbare Zuzana Tomcikova im gegnerischen Tor spielte bis dahin ein eher durchschnittliches Turnier, hatte bereits zwölf Gegentore in drei Spielen kassiert. Maritta Becker führte die Turnierscorerwertung an, die deutsche Mannschaft hatte bereits 13 Mal ins gegnerische Tor getroffen. Doch "offenbar liegt ein Fluch über der Mannschaft", kommentierte Becker das weitere Geschehen. Sie selbst wurde nach wenigen Minuten ungeahndet von einer Slowakin unfair gecheckt, musste mit Verdacht auf Rippenbruch ins Krankenhaus gefahren werden. Dann gelang den Slowakinnen wie schon im November sowohl die Führung, als auch, der Führung später noch das 2:0 folgen zu lassen. Und - Tomcikova wurde erneut zu undurchdringlichen Wand. Zwar gelang Lisa Schuster im Schlussabschnitt noch ein Tor, doch dieses stellte letztlich nur den Ehrentreffer bei der 1:2-Niederlage dar.
Eine kleine Aufstiegshoffnung blieb für die deutsche Mannschaft: Der Turnierverlauf zeigte die enorme Ausgeglichenheit aller Mannschaften und so schien es möglich, dass die Slowakinnen gegen die bereits als Absteiger fest stehenden Französinnen die für Deutschland notwendigen Punkte liegen lassen könnten. Tatsächlich wehrte sich das französische Team, ging sogar in Führung und hielt bis zehn Minuten vor Schluss das 1:1-Unentschieden. Doch dann war der Widerstand gebrochen und die Slowakinnen machten mit einem am Ende deutlichen 5:1 den Aufstieg endgültig perfekt.
Da brachte auch das 6:3 der deutschen Mannschaft im Nachbarschaftsduell mit dem überraschend stark auftrumpfenden Gastgeber Österreich keine Wende mehr. Immerhin vermied man damit gegen den Aufsteiger ein Cordoba des deutschen Fraueneishockeys und sicherte sich noch Rang zwei der Abschlusstabelle. Den dritten Platz belegte überraschend Norwegen vor Österreich. Auf den Plätzen fünf und sechs mussten die jungen Tschechinnen und das französische Team in die Division II absteigen.
"Gegen Österreich war zu sehen, wie wir die Gegner hätten beherrschen können, wenn wir durchgehend so diszipliniert gespielt hätten. Außerdem hatten wir auch viel Verletzungspech. Vor dem Turnier fiel bereits Jennifer Harß mit Handgelenksbruch aus, Sophie Kratzer und Julia Zorn spielten trotz Fußverletzungen. Dann verloren wir mit Claudia Weltermann früh eine der wenigen gelernten Verteidigerinnen. Susann Götz und Michaela Lanzl konnten nach ihren Verletzungen zwar wieder spielen, waren aber angeschlagen. Bei mir war dann früh im Spiel gegen die Slowakei Schluss. Zwar habe ich mir wohl vermutlich doch keine Rippen gebrochen, doch das muss ich die nächsten Tage nochmal genau untersuchen lassen. Auf jeden Fall habe ich noch immer Schmerzen beim Atmen", zählt Becker die Probleme während des Turniers auf.
Das ungeplante verletzungsbedingte Turnierende könnte im Übrigen Einfluss aufs geplante Karriereende bei Maritta Becker haben. "Eigentlich sollte das letzte Turnierspiel gegen Österreich mit dem dann erhofften Wiederaufstieg mein letztes Länderspiel sein", kommt sie ins Grübeln: "Aber so ein Ende möchte ich auch nicht haben. Ich gönne mi aber jetzt auf jeden Fall einmal eine Auszeit, kuriere meine ganzen Verletzungen aus und schaue dann mal weiter."
Becker befindet sich mit ihrer Unschlüssigkeit in Gesellschaft. Auch andere Spielerinnen, die mit dem eingeplanten Wiederaufstieg nach dieser Weltmeisterschaft das DEB-Trikot ausziehen wollten, denken über ein weiteres Engagement nach.
"Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten, dann gesund werden und werde es wohl dann entscheiden", setzt sich zumindest Maritta nicht unter Druck. Vielleicht gibt es ja in Zukunft doch noch weitere Erfolge zu vermelden. Wie wichtig auch eine angeschlagene Maritta noch ist, brachte nicht nur Norwegens Nationaltrainer George Kingston zum Ausdruck, als er einem österreichischen Journalsiten in den Notizblock diktierte, dass eine Maritta Becker seiner Meinung nach zu den besten Stürmerinnen der Welt zu zählen sei und in jedem Nationalteam der acht weltbesten Nationen ihren Platz sicher hätte.
Auch die nackte Turnierstatistik sprach Bände: Durch das Verletzungsaus in den ersten Spielminuten des vierten Spiels kam Maritta praktisch nur auf drei Einsätze und belegte mit drei Toren und sechs Beihilfen dennoch den zweiten Platz in der Scorerwertung des Turniers. Weiter gewann sie die Wertung der meisten Torvorlagen und belegte in der Plus-Minus-Statistik mit der gleichen Quote wie die beiden Erstplazierten Rang drei.
Wenig verwunderlich, dass sie zur besten Stürmerin des Turniers gewählt wurde.
Bild: Beckers Leiden nach der Attacke an ihr im Slowakeispiel
Der Anhang;