
Frauneeishockey in der Öffentlichkeit kaum präsent

Selbst das Spitzenspiel zwischen Langenthal und
Lugano verfolgten nur 51 Zuschauer.
Bild: Vik Wälty/Fotograf
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April 2008. Das Schweizer Fraueneishockey-Nationalteam erreicht
an der WM in China den vierten Platz und stösst in die erweiterte
Weltspitze vor. In den Schweizer Medien ist dies aber kein grösseres
Thema. Fraueneishockey findet in der Schweiz weit gehend unter
Ausschluss der Öffentlichkeit statt . Wenn wie beim entscheidenden
Playoff-Finalspiel zwischen Langenthal und Lugano im März 400
Zuschauer in der Halle erscheinen, ist dies bereits eine ausnehmend
hohe Zuschauerzahl. «Wir sind von Swiss Olympic nach dem Erfolg im
China höher eingestuft worden und erhalten so mehr Unterstützung im
Hinblick auf die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver», sagt René
Kammerer, der Trainer des Frauen-Nationalteams. «Sonst habe ich
keine grossen Veränderungen wahrgenommen.» Immer noch sind die
meisten Spielerinnen und auch die Leute im Staff reine Amateure, und
mit dem vorhandenen Geld muss sparsam umgegangen werden. Bei
Trainingslagern müssen die Nationalspielerinnen einen finanziellen
Beitrag von 10 bis 15 Franken pro Tag leisten. Übernachtet wird in
Zivilschutzanlagen im Schlafsack. «Solche Dinge sind dann auch
wieder positiv. Sie helfen, auf den Boden der Realität
zurückzukommen», sagt Kammerer. «Ansonsten haben wir einen klaren
Wettbewerbsnachteil. In allen anderen Nationen, die in der
erweiterten Weltspitze mittun, sind die Spielerinnen Profis oder
zumindest Halbprofis.» Im Klubeishockey wiederum konnte zuletzt in
der Saison 2005/06 die Meisterschaft der höchsten Spielklasse LKA
mit der vorgesehenen Zahl von acht Mannschaften ausgetragen werden.
Meldungen über Teamrückzüge vor der Saison gehören fast zum Alltag.
Nationaltrainer Kammerer empfiehlt, einen Schritt zurückzumachen.
«Nachrichten dieser Art sind für das Fraueneishockey nicht
förderlich. Es fehlt die Dichte an guten Spielerinnen für acht
LKA-Teams. Es wäre besser, die Anzahl Teams wieder zu reduzieren und
dafür zu sorgen, dass die Nachwuchsspielerinnen gut ausgebildet
werden. Dann könnte man die Liga wieder aufstocken.»
Das Produkt muss stimmen
Denn die besten Promotionsmassnahmen brächten nichts, wenn das
beworbene Produkt nicht das halte, was versprochen würde. «Es ist
möglich, kritisch eingestellte Männer davon zu überzeugen, dass die
Frauen auch etwas können. Das habe ich selber schon erlebt. Das
funktioniert aber nicht, wenn das Produkt nicht stimmt.» Mit der
Forderung nach verstärkter Nachwuchsförderung ist sich Kammerer mit
Mark Wirz einig. Wirz ist Geschäftsführer der Regio League, der die
Frauen-Meisterschaften organisatorisch unterstellt sind, «In den
Schülerturnieren der PostFinance-Trophy bietet sich den Mädchen die
Möglichkeit, ins Eishockey einzusteigen. Wir möchten ihnen auch mehr
Gelegenheit geben, mit den Knaben zu trainieren und sich so weiter
zu entwickeln.» Wirz nimmt auch die Vereine in die Pflicht. «Sie
sind die Träger der Fraueneishockey-Bewegung.»
(Berner Zeitung)