Frauneeishockey in der Öffentlichkeit kaum präsent

Von Reto Pfister. Aktualisiert am 25.11.2008

 

An der letzten WM hat die Schweiz den vierten Platz belegt. Dennoch ist Fraueneishockey immer noch eine Randsportart.

Selbst das Spitzenspiel zwischen Langenthal und Lugano verfolgten nur 51 Zuschauer.

Selbst das Spitzenspiel zwischen Langenthal und Lugano verfolgten nur 51 Zuschauer.
Bild: Vik Wälty/Fotograf


April 2008. Das Schweizer Fraueneishockey-Nationalteam erreicht an der WM in China den vierten Platz und stösst in die erweiterte Weltspitze vor. In den Schweizer Medien ist dies aber kein grösseres Thema. Fraueneishockey findet in der Schweiz weit gehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt . Wenn wie beim entscheidenden Playoff-Finalspiel zwischen Langenthal und Lugano im März 400 Zuschauer in der Halle erscheinen, ist dies bereits eine ausnehmend hohe Zuschauerzahl. «Wir sind von Swiss Olympic nach dem Erfolg im China höher eingestuft worden und erhalten so mehr Unterstützung im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver», sagt René Kammerer, der Trainer des Frauen-Nationalteams. «Sonst habe ich keine grossen Veränderungen wahrgenommen.» Immer noch sind die meisten Spielerinnen und auch die Leute im Staff reine Amateure, und mit dem vorhandenen Geld muss sparsam umgegangen werden. Bei Trainingslagern müssen die Nationalspielerinnen einen finanziellen Beitrag von 10 bis 15 Franken pro Tag leisten. Übernachtet wird in Zivilschutzanlagen im Schlafsack. «Solche Dinge sind dann auch wieder positiv. Sie helfen, auf den Boden der Realität zurückzukommen», sagt Kammerer. «Ansonsten haben wir einen klaren Wettbewerbsnachteil. In allen anderen Nationen, die in der erweiterten Weltspitze mittun, sind die Spielerinnen Profis oder zumindest Halbprofis.» Im Klubeishockey wiederum konnte zuletzt in der Saison 2005/06 die Meisterschaft der höchsten Spielklasse LKA mit der vorgesehenen Zahl von acht Mannschaften ausgetragen werden. Meldungen über Teamrückzüge vor der Saison gehören fast zum Alltag. Nationaltrainer Kammerer empfiehlt, einen Schritt zurückzumachen. «Nachrichten dieser Art sind für das Fraueneishockey nicht förderlich. Es fehlt die Dichte an guten Spielerinnen für acht LKA-Teams. Es wäre besser, die Anzahl Teams wieder zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass die Nachwuchsspielerinnen gut ausgebildet werden. Dann könnte man die Liga wieder aufstocken.»

Das Produkt muss stimmen

Denn die besten Promotionsmassnahmen brächten nichts, wenn das beworbene Produkt nicht das halte, was versprochen würde. «Es ist möglich, kritisch eingestellte Männer davon zu überzeugen, dass die Frauen auch etwas können. Das habe ich selber schon erlebt. Das funktioniert aber nicht, wenn das Produkt nicht stimmt.» Mit der Forderung nach verstärkter Nachwuchsförderung ist sich Kammerer mit Mark Wirz einig. Wirz ist Geschäftsführer der Regio League, der die Frauen-Meisterschaften organisatorisch unterstellt sind, «In den Schülerturnieren der PostFinance-Trophy bietet sich den Mädchen die Möglichkeit, ins Eishockey einzusteigen. Wir möchten ihnen auch mehr Gelegenheit geben, mit den Knaben zu trainieren und sich so weiter zu entwickeln.» Wirz nimmt auch die Vereine in die Pflicht. «Sie sind die Träger der Fraueneishockey-Bewegung.» (Berner Zeitung)