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„Das Team wird bereit sein!“

Interview mit René Kammerer, Headcoach der Frauen Eishockey Nationalmannschaft:



Herr Kammerer, zuerst einmal eine persönliche Frage: Der wievielte Kanada-Aufenthalt ist die Reise nach Winnipeg für Sie denn?

Neben einer privaten Reise vor einigen Jahren geht es für mich bereits zum vierten Mal in Bezug auf Eishockey nach Kanada – bereits zum zweiten Mal zu einer WM. Daneben waren noch zwei Trainer-Symposien Anlass für den Flug über den Atlantik, aber die Weltmeisterschaften sind natürlich tollere Anlässe.

Mit Sicherheit ist diese Reise die Wichtigste Ihrer Laufbahn – zeichnen Sie als Head-Coach ja verantwortliche für den Erfolg des Schweizer Teams. Mit welchen Erwartungen packen Sie die Koffer für die Abreise am 27. März?

Es wird eine tolle WM werden. In Kanada, dem „Mutterland“ des Eishockeys, wird allein schon die Atmosphäre rund um die Spiele ein Erlebnis werden. In den Spielen erwarte ich natürlich vom Team, dass es zeigt, wozu es fähig ist: Schnelles attraktives Frauen Eishockey auf hohem Niveau, mutig, kreativ, voller Spielfreude. Das wir, egal was passiert, stolz unsere Farben tragen können. Das ist es, worauf es ankommt.

Natürlich wird es ab und zu etwas hektisch und stressig werden, aber das gehört einfach auch zu einem Turnier dazu.

In rund zwei Wochen geht die Reise los – welche wichtigen Termine stehen für die Nationalmannschaft bis dahin noch an?

Wir haben noch 2 Zusammenzüge. Zum einen am 17. und 18. März in Sursee. Dann eine Woche später am 24. und 25. März in Huttwil nochmals.

Die heiße Phase der Vorbereitungen hat schon begonnen – entsprechen diese und der Status des Teams Ihren Planungen?

Ja. Natürlich gibt es noch einige Punkte die noch zu klären sind. Bei anderen müssen wir auf die Organisatoren vor Ort vertrauen. Wir haben aber das Glück über sehr gute Kontakte in Kanada zu Verfügen. Paddy Elsmore wird unser Host sein, bei den Olympischen Spielen spielte sie ja noch für uns. Somit kennt sie aus erster Hand  unsere Bedürfnisse - und gleichzeitig ist Sie Insider über die Gegebenheiten vor Ort., das hilft natürlich ungemein.

Zudem werden wir durch den Verband unterstützt und zu guter letzt ist der gesamte Stab erfahren genug, um zu wissen worauf es ankommt und flexibel genug zu sein, um auf unvorhergesehenes zu reagieren.

Das Team, wird bereit sein ja. Aktuell haben einige Pause, da sie nicht mehr in den Play Offs sind. Die fehlende Spielpraxis könnte ein Nachteil sein, da wir es aber nicht ändern können machen wir das Beste daraus.

Laufen die Vorbereitungen im Rückblick auf die letzte WM vor vier Jahren in Halifax, bei der die Schweiz aus der A-Gruppe abstieg anders ab?

Damals war ich als Assistent dabei, kannte nicht alle Vorbereitungen im Detail. Wenn wir einen Grossanlass als Vergleich nehmen, dann Turin. Und ja, wir haben in die aktuellen Vorbereitungen die Lehren von dort einfließen lassen. 

Können Sie ein Beispiel dieser Lehren nennen oder ist dies nur intern ein Thema?

Ein Beispiel kann ich nennen: Ernährung. In Turin dauerte es zu lange bis die Spielerinnen nach Ende einer Partie etwas richtiges Essen konnten. Wir wissen aber, dass dies ein entscheidender Faktor ist. Wir haben nun bereits die ganze Saison darauf geachtet, dass sich die Spielerinnen unmittelbar nach einem Game verpflegen können. Dabei geht es nicht um einen 5 Gänger, aber die wichtigen Nährstoffe müssen dabei sein, und die Athletin muss es aufnehmen können. Dank unseren Testläufen in der Vorbereitung wissen wir jetzt, was wir brauchen, und wie wir es umsetzen wollen.

Welchen Stellenwert hat die WWHC 2007 für das Frauen Eishockey in der Schweiz?

Einen sehr hohen. Neben Olympischen Spielen gibt es nichts Vergleichbares. Und wer ein solches Turnier einmal erlebt hat, weiß wovon ich spreche. Dafür lohnt sich die harte Arbeit und die Entbehrungen, die das gesamte Team in Kauf nehmen muss.

In wenigen Tagen werden Sie Ihren Kader nominieren. Nach welchen Kriterien stellen Sie diesen zusammen?

Es spielen diverse Komponenten hinein. Zunächst sind da technische und taktische Grundvoraussetzungen, die einfach gegeben sein müssen. Als nächstes die physische Verfassung. Hier haben wir große Fortschritte erzielt, dank unseres Swiss Olympic Projektes, sind aber noch nicht ganz am Ziel.

Weiter ist immer ein Kriterium, welche Positionen wir wie besetzen wollen- brauchen wir einen kreativen Verteidiger oder einen soliden „Handwerker“? Auch der Faktor Erfahrung darf nicht unterschätzt werden. Und nicht zuletzt ausschlaggebende Gründe wie Teamplayer und Coachbarkeit.

Ich gebe zu, dass das letzte Quentschen einer Entscheidung meistens ein Bauchgefühl ist.

Bereiten Sie die Spielerinnen, vor allem auch die Jungen, die noch kein vergleichbares Turnier gespielt haben, speziell auf das Eröffnungsspiel gegen Kanada, die Atmosphäre vor 15.000 Zuschauern vor?

Ja. Wir haben versucht, und werden das weiter tun, alle unsere Spielerinnen darauf vorzubereiten. Aber wir machen uns nichts vor, es wird Gänsehaut geben, wenn wir dort einmarschieren, und die Halle bebt.  Aber ich hoffe nur positive Gänsehaut: Gibt es was Schöneres für einen Spitzensportler?

Dafür haben sie ein Jahr lang in Spielen und Trainings ohne Zuschauer geschuftet. Sie sollen es auch genießen, so oft gibt es ein solches Erlebnis nicht und unsere Spielerinnen haben es sich verdient.

Gastgeber Kanada geht als eine der führenden Eishockey-Nationen weltweit das Turnier vor eigenem Publikum. Wie charakterisieren Sie das Team und dessen Spielweise?

Zunächst sollte man wissen, dass Kanada an der letzten WM (2005 in Schweden) kein Gegentor in der regulären Spielzeit erhalten hat, auch im Finale nicht. Sie sind technisch, taktisch und physisch auf Top Niveau. Und das in der gesamten Tiefe des Kaders, es gibt keine Schwachstelle bzw. nur sehr kleine und wenige. Aufgrund ihrer technisch-taktischen Überlegenheit können sie sehr variantenreich spielen, und wie ein wahres Gewitter über einen hineinbrechen. Da folgt Angriffswelle um Angriffswelle.....Aber  wir werden uns etwas einfallen lassen.

Beim AIR CANADA CUP 2007 zu Jahresbeginn in Ravensburg, Deutschland spielte Ihr Team bereits gegen Kanada – welche Erfahrungen könnten aus der 11:0 Niederlage für Ihre Vorbereitungen ziehen?

Fehler werden gnadenlos bestraft. Strafzeiten gegen uns sind tödlich, wir haben in diesem Spiel 6 Tore in Unterzahl erhalten! Und das war erst die U 22. Wir brauchen ein einfaches, diszipliniertes Spiel. Nur sich ins Schneckenhaus zurückziehen ist keine echte Alternative, etwas frech sein wollen wir schon. Aber es ist klar wer der Favorit, der haushohe Favorit ist.

Im zweiten Gruppenspiel geht es für Ihr Team gegen Deutschland – ist bei diesem Spiel, nur einen Tag nach dem Eröffnungsspiel, ein Sieg Pflicht?

Ein Pflichtsieg? Für die Deutschen ja. Für uns – nein. Gemessen an den Möglichkeiten sind wir auch im 2. Spiel klarer Außenseiter. Aber, im Sport ist alles anders. Unsere Mannschaft hat bewiesen, dass sie in entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen kann. Tagesform, Spielverlauf, Umgang mit der Situation etc. wird entscheidend sein. Auf dem Papier ist die Sache klar. Deutschland gewinnt. Auf dem Eis ist alles möglich.

Bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin erspielte sich Ihr Team den 7. Rang, welche Platzierung streben Sie in Winnipeg an?

Als Mindestziel haben wir uns den Ligaerhalt vorgenommen. Das wäre bei aktuellem Wissensstand der 8. Platz. Fragen Sie mich nach der Vorrunde noch mal. J

Und zum Abschluss bitten wir Sie, noch ein bisschen zu träumen: Was wünschen Sie sich als Mitbringsel bei der Rückkehr in die Schweiz am Ostermontag?

Die Rückkehr erfolgt am 12. April. Die Ostereier werden dann wohl schon weg sein...ein Mitbringsel? Im Gepäck mindestens die Punkte, die uns die Sicherung der Zugehörigkeit zur A-Gruppe garantieren. 

News


Die Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft auf dem Weg zur Weltmeisterschaft –

der Countdown zu einem der „größten Momente des Schweizer Frauen Eishockey“ läuft

 

Zürich / München, März 2007 – Auf und neben dem Eis laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Am 3. April beginnen in Winnipeg, Kanada, die IIHF World Women’s Hockey Championship (WWHC). Und für die Schweiz bedeutet das erste Spiel gleich ein absolutes Highlight: Als Gegner von Gastgeber Kanada bestreitet die Frauen Eishockey Nationalmannschaft das Eröffnungsspiel. Doch die WWHC 2007 ist mehr als nur dieses eine Spiel: Nach den Olympischen Spielen in Turin im vergangenen Jahr und der Integration neuer Spielerinnen in diesem Jahr, ist das Turnier die erste große Herausforderung und Bestandsprobe für das neuformierte Team um Headcoach René Kammerer.

Winnipeg – dieses Wort bedeutet für die Frauen Eishockey Nationalmannschaft weit mehr als nur eine kanadische Stadt. Sie ist das eine Ziel, für das das Team, das bei den Olympischen Spielen 2006 den siebten Platz erspielen konnte, seit Monaten arbeitet und trainiert: Vom 3. – 9. April 2007 finden in Winnipeg, Kanada die IIHF World Women’s Hockey Championship (WWHC) statt – und deren Beginn ist sogleich ein Highlight: Das Schweizer Team bestreitet das Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Kanada.

„Bei der Weltmeisterschaft in Kanada gegen Kanada das erste Spiel des Tournaments zu spielen – ein größeres Erlebnis kann es für das Team, aber auch für uns Trainer und das gesamte Betreuerteam nicht geben. Vor 15.000 Eishockey-verrückten Zuschauern und einer weltweiten Medienbegleitung – dies wird einer der bislang größte Moment des Schweizer Frauen Eishockey sein“, so Headcoach René Kammerer zur Bedeutung des ersten Spieles.

Auch wenn man sicherlich nicht mit einem Sieg gegen Turnier-Favorit Kanada rechnen kann, will sich das Team als zusätzliche Motivation für den weiteren Turnierverlauf auf Top-Niveau präsentieren und auf die weiteren Spiele einstimmen - steht gegen Deutschland am Folgetag doch bereits das letzte Vorrundenspiel dieser WM für die Eidgenossinnen an. Und dessen Ausgang kann schon eine Vorentscheidung  für das Erreichen des Team-Ziels bedeuten: Bei einem Sieg haben die Schweizer die weitere Zugehörigkeit zur A-Gruppe und somit den stärksten Teams der Welt vorzeitig gesichert.

Nach den Erfolgen bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin ist dies die ausgewiesene Marschrichtung der Teamleitung rund um René Kammerer, damit die Schweizer sich auch für die Qualifikation zu den  kommenden Olympischen Spielen 2010 eine gute Ausgangsposition verschaffen – Olympia 2010 würde außerdem für die Schweizerinnen ein Wiedersehen mit Kanada bedeuten: Bekanntlich werden die Winterspiele in drei Jahren in Vancouver abgehalten.

Weitere Informationen zur Frauen Nationalmannschaft finden Sie unter: www.frauennati.ch und www.swiss-icehockey.ch