Eine Frau im NLB-Tor

Am vergangenen Samstag schrieb Florence Schelling ein Stück Eishockeygeschichte: Als erste Frau stand sie in der Nationalliga B im Tor - bei den Männern notabene.

Florence Schelling kann es selber fast nicht glauben. Weil die beiden anderen Torhüter der GCK Lions verletzt waren, durfte sie als Ersatztorhüterin mit dem Fanionteam zum Testspiel gegen den österreichischen Zweitdivisionär VEU Feldkirch mitreisen. Sieben Minuten vor Schluss war es dann soweit. «Als es plötzlich hiess, dass ich aufs Eis soll, habe ich gedacht: Das kann es ja nicht sein», sagt die 18-jährige Torhüterin der Frauen-Nationalmannschaft. Vor Nervosität habe sie dann weiche Knie bekommen. Schelling: «Ich habe nur gehofft, dass das Spiel so schnell wie möglich zu Ende ist.»

GCK-Lions-Trainer Beat Lautenschlager ist zufrieden mit der Torhüterin. «Der Einsatz war zwar kurz, dennoch musste sie einige Schüsse parieren», sagt er, «und das hat sie gut gemacht.» Lautenschlager sieht in Schellings Einsatz nichts Aussergewöhnliches: «Ein Ersatztorhüter muss immer damit rechnen, dass er zum Zug kommt», sagt er, «egal, ob es Florence ist oder ein Mann.»


Grosser Unterschied

Wie hat denn die Torhüterin ihren Einsatz erlebt? «Das Ganze war irgendwie schneller, die Schüsse schärfer und präziser», sagt Schelling, die sonst mit ihren männlichen Altersgenossen in einem Junioren-Team spielt. Und mit dem Fraueneishockey will sie es gar nicht erst vergleichen. «Bei den Frauen ist es viel schwerer abzuschätzen, wo und wie stark ein Schuss kommt», sagt die 18-jährige. «Wenn ich ehrlich bin, mag ich die scharfen Schüsse der Männer lieber.»

Info-Box
Florence Schelling ist nicht die erste Torhüterin, die bei den Männern in einer höheren Liga mitspielt. Patrica Elsmore-Sautter stieg vor knapp zehn Jahren mit dem EHC Schaffhausen in die 1. Liga auf, in der Saison 2001/2002 bestritt Riitta Schäublin mit Zunzgen/Sissach die Meisterschaft in derselben Liga. Ähnlich wie ihre beiden Vorgängerinnen plant Florence Schelling nun den Schritt nach Übersee. In zwei Wochen fliegt sie nach Amerika, um sich einige Universitäten anzuschauen. Angebote von Uni-Teams hat sie bereits erhalten.