28.03.2007 Langenthaler Tagblatt:
«So etwas erlebt man
wohl nur einmal»

WM-TEILNEHMERINNEN
Die beiden Spielerinnen des DHC Langenthal, Dominique Slongo
(links) und Stéphanie Gyseler, blicken gespannt ihrem ersten
grossen internationalen Wettkampf entgegen.
Frauen-Eishockey
Dominique Slongo und Stéphanie Gyseler vom DHC Langenthal dürfen
mit der Nati an die WM
Wenn am 3. April in Winnipeg (Ka)
die Frauen-Eishockey-Weltmeisterschaften eröffnet werden, dann
sind mit Dominique Slongo und Stéphanie Gyseler auch zwei
Spielerinnen des Damenhockeyklubs Langenthal mit dabei. Die
beiden blicken dem Eröffnungsspiel mit Herzklopfen entgegen,
denn auf den krassen Aussenseiter Schweiz wartet Topfavorit
Kanada und mit ihm 15 000 begeisterte Zuschauer.
WALTER RYSER
Wenn hierzulande die Eishockey-Frauen zu ihren Spielen in
der höchsten Spielklasse (Leistungsklasse A) antreten, dann
befinden sich in den jeweiligen Eishallen höchstens (gut
gezählte) 50 bis 80 Zuschauer. Wenn die besten Schweizer
Eishockeyanerinnen am Dienstag, 3. April, um 19.30 Uhr das
Eisfeld in Winnipeg (Ka) zum Eröffnungsspiel der
Frauen-Eishockey-Weltmeisterschaft betreten, dann werden sich 15
000 Zuschauer im Stadion befinden.
Die Angst vor dem
Versagen
Das neu formierte Schweizer Team trifft gleich zum
Auftakt der Welttitelkämpfe auf Topfavorit Kanada. «So etwas
haben wir noch nie erlebt. Deshalb blicke ich diesem Spiel auch
mit einer gewissen Angst vor dem Versagen und sehr viel Respekt
entgegen», gibt Nationalmannschafts-Neuling Stéphanie Gyseler
ihre Gefühle ohne Scham preis. Die 21-jährige Sekretärin aus
Fleurier ist eine von zwei Spielerinnen des Damenhockeyklubs
Langenthal, die den Sprung ins Schweizer Nationalteam geschafft
haben und bei diesem aussergewöhnlichen Erlebnis dabei sein
dürfen. Die zweite DHCL-Spielerin ist die 19-jährige Torfrau
Dominique Slongo aus Rüfenacht, die auch noch bei den Junioren
des EHC Napf mitspielt. Slongo blickt dem Eröffnungsspiel etwas
weniger angespannt entgegen. Einerseits spielt sie schon die
zweite Saison in der Nati und andererseits hat sie bereits
einmal einen kleinen Vorgeschmack erhalten, auf das, was sie am
3. April erwarten wird. «Als ich noch bei den Minis des SC Bern
spielte, durften wir einmal in der Pause des NLA-Derbys Bern –
Langnau vor über 16 000 Zuschauern in der BernArena ein
‹Mätschli› absolvieren», erinnert sie sich. Deshalb fiebert sie
schon heute dem WM-Eröffnungsspiel vor 15 000 Zuschauern
entgegen. «Ich hoffe auf einen Einsatz, das wäre geil. Von einem
solchen Augenblick habe ich schon lange geträumt.»
Die beiden wissen, dass sie im Spiel gegen den haushohen
Favoriten Kanada nur krasser Aussenseiter sind und in erster
Linie darauf achten müssen, sich nicht zu blamieren. Denn nach
den Olympischen Spielen 2006 in Turin wurde das Schweizer Team
umgekrempelt. Zwar befinden sich nach wie vor einige bestandene
Akteurinnen wie etwas Daniela Diaz, Rachel Rochat oder Kathrin
Lehmann im Team, daneben wurde das Team aber mit vielen jungen,
unerfahrenen Spielerinnen wie den beiden DHCL-Akteurinnen
ergänzt.
«Hier habe ich praktisch keine Zeit mehr, etwas Konstruktives zu
unternehmen. Alles geht viel schneller», hat beispielsweise
Stéphanie Gyseler bereits grosse Unterschiede gegenüber der
nationalen Spielklasse festgestellt. Für sie als Neuling werde
es deshalb nicht einfach, sich einen Platz in diesem Team zu
erkämpfen. Grössere Hoffnungen auf Einsätze macht sich da schon
Dominique Slongo, einerseits weil sie schon das zweite Jahr
Mitglied der Nationalmannschaft ist und andererseits, weil sie
beim EHC Napf auch noch in einer Junioren-Equipe mitspielt. «Das
hat mir bislang enorm viel gebracht, schiessen doch die Junioren
deutlich härter als die Frauen, und das gesamte Spiel läuft viel
schneller ab.»
Grosser Unterschied zu
andern Nationen
Der grösste Unterschied zu den andern Nationen
bestehe aber im Training und in der Vorbereitung. Während sich
die Schweizer Eishockey-Frauen vor dem Abflug nach Winnipeg
gerade mal für zweimal zwei Tage zu Trainingscamps in Sursee und
Huttwil trafen, bereiten sich andere Nationalteams fast einen
Monat lang auf die WM vor. «Deshalb erstaunt es auch nicht, dass
sie uns sowohl technisch, taktisch wie auch läuferisch überlegen
sind.» Spezifische Trainings seien da kaum möglich, demgegenüber
könnten die Gegner in der Vorbereitung ganz gezielt an ihrem
Spiel arbeiten und feilen, sieht die Torfrau eines der grössten
Mankos bei den Schweizerinnen. Dennoch sind die beiden
DHCL-Spielerinnen überzeugt, im Schlüsselspiel der Gruppe B
gegen Deutschland (4. April) gute Chancen zu besitzen und mit
einem Erfolg frühzeitig den Ligaerhalt sicherstellen zu können.
«Deutschland liegt in unserer Reichweite. Vor allem in den
1:1-Situationen müssen wir uns behaupten», sagt Dominique Slongo,
und Stéphanie Gyseler versichert: «Wir werden alles versuchen.» |